Der Markt für Geoinformationen - Wunsch und Wirklichkeit

Eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie verbreitet Optimismus, doch noch hinkt Europa den USA hinterher.

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Von
  • Jürgen Seeger

Eine heute vorgestellte Studie der Micus Management Consulting GmbH "Chancen für Geschäftsmodelle deutscher Unternehmen im europäischen und im globalen Geoinformationsmarkt" sieht für deutsche Firmen erhebliche Marktchancen im internationalen Markt für Geoinformationen. Hintergrund ist die erhöhte Aufmerksamkeit für dieses Marktsegment durch viel beachtete Anwendungen wie Google Earth und Microsofts Virtual Earth. Der Zugang zu diesen neuen Märkten werde durch branchenorientierte Lösungen erleichtert.

Der deutsche Geoinformationsmarkt habe 2007 ein Volumen von 1,5 Milliarden Euro erreicht und sei seit 2000 um etwa 50 % gewachsen. Ein großer Teil des Umsatzes sei durch Navigation und mobile Services generiert worden; allein die Verkäufe von mobilen und in Kfz installieren Geräten betrugen im vorigen Jahr rund 1 Milliarde Euro. Auffallend sei, so die Studie, dass öffentliche Geodaten zunehmend durch das günstigere Angebot privater Dritter ersetzt würden. Micus hat die Daten europäischen und globalen Geoinformationsmärkte in der Internetanwendung GeoBusinessMaps dargestellt, auch die Studie steht zum Download bereit.

Deutlicher skeptischer sehen Forscher von der TU Wien die Chancen in Sachen Geodaten für europäische Firmen. Ein Tagungsbeitrag verweist darauf, dass seit zehn Jahren zweistellige Zuwachsraten vorausgesagt werden. Diese seien auch in manchen Ländern erreicht worden – aber nicht in Europa. So seien in den USA mittlerweile die Umsätze mit Geoinformationen 10-mal so hoch wie in Europa.

Eine Ursache: Bereits um 1980 sind in den USA die Daten der topographischen 50000er-Karten und der Strassengraph mit Adressen frei verfügbar geworden, eine kommerzielle Nutzung ist zugelassen. In Europa dagegen seien zwar oft Daten sogar besserer Qualität vorhanden, aber nicht für kommerzielle Nutzungen verfügbar. Interessenten sähen sich über 30 verschiedenen Landesvermessungsämtern mit je eigenen Nutzungsverträgen gegenüber, die zum Teil sogar selber Geoinformationsprodukte entwickelten und am Markt als Mitbewerber aufträten. (js)